Kennen Sie die Geschichte von George Goodnight? „The Adventures of Goodnight & Loving“ ist ein englischer Roman, der in den 80ern Wellen geschlagen hat. Wir tauchen in den Anfang der Geschichte ein, in dem wir das Leben von George kennenlernen. Er ist Anwalt, um die 40, mag seinen Job überhaupt nicht und findet sein Leben schlichtweg zum Spucken. Jeder seiner Tage ist gleich, und jeden Feierabend nimmt er denselben Zug von London nach Shillington. Auf dem Weg passiert der Zug eine Brücke, und George sieht immer am gleichen Ort zum Fluss hinunter. Dort steht ein Fischer und George bildet sich ein, dass der Fischer nur dasteht, um ihn zu ärgern. Ist natürlich Quatsch, aber für George ist es ein Grund mehr, seinen Tag richtig öde zu finden. Er ist super unzufrieden, und das Buch beschreibt in schönster schwarz-englischer Erzählweise, wie George sich weigert, sich dem Leben zu öffnen. Es würde ihm trotz grösster Langeweile nie einfallen, etwas an seinem Leben zu ändern – bis er sich an einer Dinnerparty so danebenbenimmt, dass seine Frau die Scheidung einreicht. Was dann passiert, ist ein einziges, riesiges Abenteuer.
Aber warum haben wir Menschen die Tendenz, uns selbst in einen Alltagstrott zu manövrieren, den wir so richtig öde finden?
Ich finde dazu zwei Punkte besonders wichtig:
– Wir stufen anstehende Veränderungen als negativ ein.
– Wir haben Angst zu versagen, wenn wir etwas anders machen müssen, als wir es gewohnt sind.
Darum bleiben wir viel lieber in der Bequemzone stecken. Manchmal gibt es – wie bei George Goodnight – einen „Chlapf“ von aussen in Form eines Ereignisses. Meistens passiert das jedoch nicht, und wir stehen jahrelang mit eigenprogrammierter Veränderungsresistenz auf.
Das ist natürlich alles wahnsinnig bequem, aber so furchtbar langweilig, dass mir sogar schon beim Schreiben fast die Finger einschlafen; und irgendwann bin ich alt und frage mich: „War das alles“? Dabei bin ich es, die nichts zu meinem Leben beigetragen hat.
Es droht das Komfortzonengesicht
Wer am Morgen schon das Komfortzonengesicht aufsetzt, der gibt sich selbst überhaupt keine Chance, sich einen tollen, stärkenden Tag zu schenken.
Eine befreundete Trainerin hat mir erzählt, dass sie sehr oft Menschen vor sich sitzen hat, die vollkommen „zu“ sind. Oft buchen sie Manager, die mit ihren Mitarbeitern „eine neue Schiene fahren wollen“ für Weiterbildungen.
Grundsätzlich ist das ja eine runde Sache. ABER: Sie vergessen dabei, dass Managementsysteme jahrelang darauf ausgelegt waren, dass die Mitarbeiter „Dienst nach Vorschrift“ machen. Und plötzlich wollen alle „etwas Neues“, doch die Mitarbeiter sind überhaupt nicht bereit für dieses „Neue“ (mal abgesehen davon, dass niemand weiss, was „das Neue“ sein soll).
Es entsteht ein Interessenkonflikt, weil die Mitarbeiter schlichtweg nichts verändern wollen. Meine Freundin sagt mir, dass die Menschen oft mit dem gleichen Komfortzonengesicht aus dem Kurs rauslaufen, wie sie reingekommen sind. Dabei könnte die Weiterbildung doch eine Möglichkeit sein, ein Talent an sich zu entdecken, oder man lernt neue Menschen kennen, etc.
Das Traurige dabei ist, dass die Menschen sich mit solchem Verhalten Bestätigung geben. Natürlich ist die Weiterbildung Mist, wenn ich mich auf Mist einstelle und mich schon von Anfang an gedanklich abschotte.
Ich muss mich schon ein wenig an der Nase nehmen, und dem Kurs, der neuen Chefin, dem „Neuen“ etc. eine Chance geben. Nur wenn ich jeden Tag aufstehe, wagemutig denke und mich vielleicht sogar ein wenig verändern möchte, kann ich beurteilen, ob die neue Strategie für mich klappt.
Mein Punkt ist, dass wir uns täglich offen und neugierig ins Leben stürzen und erst am Schluss über etwas urteilen sollen, das wir noch gar nicht kennen.
Die Lösung: Schluss mit Steckenbleiben aufgrund von Versagensängsten
Probieren Sie es aus: Wenn Sie das nächste Mal eine aufgedrückte Weiterbildung (oder etwas Anderes, dass Sie eigentlich anödet) besuchen, gehen Sie offen auf den Menschen oder die gestellten Aufgaben zu.
Wenn Gedanken wie
– oh, das ist viel mehr Arbeit
– ich könnte versagen
– das ist zu schwierig
– der blöde Esel / die blöde Kuh
– ich bin überfordert
kommen, schieben Sie sie beiseite. Halten Sie durch und urteilen Sie erst am Schluss.
Das Schöne an meinem Job ist, dass ich Ihnen wieder und wieder sagen darf, dass es das Selbstvertrauen und unsere Persönlichkeit stärkt, wenn wir unser Bequemgebiet verlassen. Am anderen Ende des Weges winkt tatsächlich persönliche Weiterentwicklung.
Gibt es etwas, dass Sie schon immer mal tun wollten, aber bis anhin hatten Sie nie den Mumm / die Zeit / das Geld für? Packen Sie es heute an:
Nehmen Sie ein Stück Karton, mindestens Format A5. Schreiben Sie die Tätigkeit mit ein paar knackigen Worten und in grossen Buchstaben auf. Beginnen Sie mit: Ich werde am “…“ hier setzen Sie das Datum und die Tätigkeit ein. Platzieren Sie den Karton an einen prominenten Ort. Und dann: TUN Sie es.
Niemand macht Ihnen das Leben schwer. Der oder die Einzige, der Sie am Machen hindert, sind Sie selbst. Sie allein bestimmen, wie Ihr Tag und auch Ihr Leben wird:
„Wenn Du immer das tust was du schon immer getan hast, dann bleibst Du auch das, was du schon immer warst.“
Mehr zum Thema gibt’s in meinem Bestseller-Buch!